
Warum LEICA Schriftart LG1050?
Wer kennt das nicht?
Das Bedürfnis, sein Fotoequipment irgendwie selbst zu beschriften, kennen wahrscheinlich viele. Und wenn schon beschriften, dann bitte markenkonform – schliesslich soll kein Stilbruch entstehen. Ich denke, damit bin ich nicht allein.
Meine Motivation
Meine Hauptmotivation war – und ist – meine Leica M11 Monochrom. Ich wollte auf der Oberseite mein eigenes Branding eingravieren. Eine ganz persönliche Note, aber eben auch mit dem Anspruch, dass es zum Leica-Design passt.
Die erste Frage: Welche Schrift?
Natürlich stellte sich zuerst die Frage: Welche Schriftart verwendet Leica überhaupt? Und gleich danach: Was soll ich überhaupt eingravieren lassen? Die zweite Frage liess sich schnell beantworten. Aber die erste – die Schriftfrage – entwickelte sich zum eigentlichen Problem.
Viele Artikel, keine Lösung
Nach langem und intensivem Googeln musste ich leider feststellen:
Es gibt zwar genug Artikel und Forenbeiträge zum Thema, aber keine wirkliche Lösung für mich. Die originale Leica-Schrift als Font zum Herunterladen? Fehlanzeige. Keine grosse Überraschung – schliesslich handelt es sich um eine proprietäre Hausschrift.
LEICA Schriftart LG1050 – historisch
Was die Herkunft der Leica-Schrift betrifft, so möchte ich hier keine anderen Blogs oder Quellen kopieren. Vielmehr teile ich das, was für mich plausibel und nachvollziehbar erscheint – und daher habe ich an dieser Stelle bewusst auf eine tiefergehende Recherche verzichtet. Die Leica-Hausschrift, wie ich sie verstehe, wurde wohl ursprünglich nicht als digitale Schrift für den allgemeinen Gebrauch entwickelt, sondern entstand im Kontext der technischen Anforderungen früherer Gravurtechniken.
Gerade auf Objektiven und Kameragehäusen, wo früher gefräst statt gedruckt wurde, lag der Fokus auf Einfachheit, Präzision und Reproduzierbarkeit. So erklärt sich für mich auch das reduzierte, geometrische Erscheinungsbild der Schrift – sie besteht fast ausschließlich aus geraden Linien und klar definierten Radien. Das wirkt nicht nur zeitlos, sondern auch funktional – ganz im Sinne des Leica-Designprinzips: Form folgt Funktion. Ob diese Annahme historisch in jedem Detail korrekt ist, sei dahingestellt – aber für mein Verständnis ergibt sie ein stimmiges Bild.
Anfangs verwendete Leica – wie viele andere deutsche Kamerahersteller – klassische DIN-Schriftarten für die Beschriftung seiner Kameras. Mit der Zeit entwickelte sich daraus eine charakteristische Designsprache, die nicht nur die Typografie, sondern auch das Farbschema umfasste. So etablierte Leica ein standardisiertes System: Schwarze Kameras und Objektive wurden in der Regel mit weißer Schrift beschriftet, ergänzt durch markante gelbe Elemente zur besseren Lesbarkeit und Wiedererkennung. Silberne Produkte hingegen setzten auf schwarze und rote Beschriftung, was nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch abgestimmt war. Diese konsequente Gestaltung trug wesentlich zur starken visuellen Identität der Marke bei – subtil, aber unverkennbar Leica.

Weitere Sonderzeichen aus dem Leica LG1050 Schriftsatz:

Mit dem Einzug von CNC-Maschinen in den Produktionsprozess bei Leica wurde eine Anpassung der Beschriftung notwendig. Die frühen CNC-Graviermaschinen waren in ihrer technischen Umsetzung noch begrenzt und konnten freie Kurven deutlich schlechter verarbeiten als die zuvor eingesetzten rein mechanischen Gravurverfahren. Um diesen neuen Anforderungen gerecht zu werden, entwickelten die Ingenieure bei Leica eine speziell darauf abgestimmte Schriftart: die LG1050. Sie basiert auf einfachen geometrischen Grundformen – hauptsächlich geraden Linien und Kreisbögen – und ließ sich dadurch präzise, effizient und zuverlässig mit den CNC-Systemen umsetzen. Diese funktional motivierte Designentscheidung prägt bis heute das typische Schriftbild vieler Leica-Kameras und -Objektive.
Die Buchstabenformen der LG1050 sind deutlich von den damaligen technischen Einschränkungen geprägt: Statt komplexer Kurven dominieren gerade Linien, rechtwinklige Übergänge und Viertelkreisbögen das Schriftbild. Diese konstruktive Klarheit ist nicht nur funktional begründet, sondern verleiht der Schrift auch ihren charakteristisch technischen und reduzierten Look, der bis heute mit der Marke Leica assoziiert wird.

Meine LEICA Schriftart LG1050 – PowerPoint (PPT)
Es half alles nichts – auch eine ausgiebige Suche auf diversen Font-Websites brachte zwar ähnliche Schriftarten zutage, aber keine konnte mich wirklich überzeugen. Keine hatte den Look & Feel, den ich mir für mein Projekt vorgestellt hatte. Letztlich blieb mir also nichts anderes übrig, als die Schrift für meine privaten Zwecke selbst nachzubauen.
Mein erster Versuch fand in PowerPoint statt – bis meine Tochter mir über die Schulter schaute und fassungslos meinte: „Papa, das macht man doch mit Adobe Illustrator!“ – Tja, habe ich nicht, und ehrlich gesagt war mir das Programm auch zu teuer. Aber: Es gibt ein 7-tägiges Probe-Abo. Und das war dann tatsächlich die Lösung.

Ein Umstieg auf Adobe Illustrator (AI) wäre nicht wirklich nötig gewesen. Aber wenn die eigene Tochter einen herausfordert, dann lässt man das natürlich nicht auf sich sitzen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich der Challenge zu stellen – auch wenn es bedeutete, mich in ein mir völlig neues Programm einzuarbeiten. 🤣
Meine LEICA Schriftart LG1050 – Adobe Illustrator (AI)
Es half nichts – auch eine umfangreiche Suche auf diversen Font-Webseiten brachte zwar einige ähnliche Schriftarten zum Vorschein, aber keine davon konnte mich wirklich überzeugen. Keine traf diesen typischen Leica-Look so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Also blieb mir nichts anderes übrig, als die Schrift für meine privaten Zwecke selbst nachzubauen.

Meine LEICA Schriftart LG1050 – calligraphr.com
Auf einer Website bin ich schließlich fündig geworden: Dort kann man ganz einfach seine eigene Schriftart generieren lassen – in nur vier Schritten, komplett kostenlos. Für meine Zwecke war das ideal, denn ich wollte keine professionelle Schrift entwickeln, sondern einfach eine funktionale Lösung für mein persönliches Branding. Einfach, schnell und genau das, was ich gebraucht habe.
- Template runterladen
- Template ausfüllen, einfach mit copy & paste einfügen (PPT oder AI)
- FONT erstellen
- FONT installieren

Es hat ein paar Versuche gebraucht, um für mich die richtige Strichbreite und Schriftgröße herauszufinden, aber am Ende hat sich die Mühe gelohnt – ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden
Anfangs interessierten mich eigentlich nur die Zahlen 0 bis 9 und der Buchstabe M – passend zur Gravur für meine Leica M11 Monochrom. Aber wer weiss, welche Bedürfnisse in Zukunft noch aufkommen? Also habe ich kurzerhand beschlossen, den kompletten Schriftsatz zu erstellen – natürlich ausschliesslich für meine privaten Zwecke.

Nach dem Upload des ausgefüllten Templates konnte ich den Font einfach generieren, herunterladen und per Doppelklick unter macOS installieren. Ab diesem Moment war meine eigene Schriftart systemweit nutzbar – in jeder Anwendung, ob Word, Illustrator oder Vorschau.
Aus rechtlichen Gründen werde ich meinen nachgebauten Font hier nicht zum Download anbieten. Aber ich bin überzeugt: Wer nur ein paar Buchstaben und Zahlen braucht, kommt mit etwas Geduld in ein bis zwei Stunden zum Ziel. Das Ganze ist überraschend unkompliziert – und definitiv machbar.

Leica LG1050 | LG1052 | LG1054 | LG1055 und LG1056 & Symbole
Die weiteren Schriftarten LG1050, LG1052, LG1054, LG1055 und LG1056 von Leica sind Teil der exklusiven Schriftfamilie „LG 1050“, die speziell für Leica weiter entwickelt wurden. Diese Schriftarten sind nicht kommerziell erhältlich und wurden für die Verwendung auf Leica-Produkten konzipiert. Sie zeichnen sich durch ein minimalistisches, modernes Design aus und tragen zur einzigartigen Markenidentität von Leica bei.
Es gibt Hinweise darauf, dass die LG 105x-Schriftarten weiterhin in aktuellen Leica-Kameras und neueren Modelle wie der SL3 und Q3 verwendet wird. Ein Hinweis darauf geben die Leica Icons welche in den aktuellen Modellen Verwendung finden.

Beispiel: Leica SL3 mit ihrem umfangreichen Symbolsatz, hier ist das gut zu erkennen. Diese neuen Symbole bestehen vollständig aus Linien und verwenden vor allem die LG1050 – 56 Schriftarten von Leica.
FAZIT
Was als kleine Idee begann – nämlich meine Leica M11 Monochrom mit einer persönlichen Gravur zu versehen – wurde zu einem spannenden kleinen DIY-Projekt. Trotz anfänglicher Hürden, fehlender Original-Fonts und einer steilen Lernkurve im Umgang mit MS PowerPoint oder Illustrator, hat sich der Aufwand mehr als gelohnt. Ich habe nicht nur eine für mich stimmige Lösung gefunden, sondern auch einiges über Typografie, Gravurtechnik und kreative Umwege gelernt.
Ich bin zwar noch nicht ganz am Ziel und weiterhin am Experimentieren und Verfeinern, aber hier schon mal ein erster Ausblick auf das, was bisher entstanden ist. Es macht Spass, eigene Ideen so konkret umzusetzen – und ich bin sicher, da kommt noch mehr. Ich bleibe dran! Meine LEICA LIGHT Schriftart, eine version in FETT anstelle einfach die Light als FETT darzustellen bin ich noch dran.
Aktuell arbeite ich an einer Fett-Variante meiner „LEICA LIGHT“-Schriftart – also nicht einfach nur künstlich verstärkt, sondern wirklich als eigenständig gestaltete Bold-Version. Auch das ist eine kleine Herausforderung, aber genau solche Details machen das Projekt für mich spannend.

Mein Tipp an alle, die vor einer ähnlichen Aufgabe stehen: Nicht abschrecken lassen. Mit ein wenig Geduld, den richtigen Tools und einem klaren Ziel vor Augen lässt sich so ein Projekt gut realisieren – ganz ohne typografische Vorkenntnisse. Und wer weiss, vielleicht ist das ja erst der Anfang für weitere persönliche Designideen.
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