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Leica M richtig fokussieren lernen [Zonenfokussierung]

16 Juli 2025

LEICA M – MESSSUCHER

Die Leica M ist mehr als nur eine Kamera – sie ist ein Werkzeug für bewusste, entschleunigte Fotografie. Doch das Fokussieren mit einer M-Kamera stellt viele vor eine Herausforderung, vor allem, wenn man vom Autofokus moderner Digitalkameras kommt. In diesem Artikel erfährst du alles, was du wissen musst, um das manuelle Fokussieren mit der Leica M zu meistern – inklusive einer praxisnahen Einführung in die Zonenfokussierung, einer bewährten Technik vor allem in der Street-Fotografie.

Was ist ein Messsucher – und wie funktioniert er?

Der Unterschied zu DSLR und spiegellosen Kameras

Bei klassischen Spiegelreflexkameras oder modernen Systemkameras siehst du das Bild durch das Objektiv (TTL = Through the Lens). Bei der Leica M siehst du durch einen optischen Sucher, der nicht direkt durch das Objektiv schaut.

Der Fokussiervorgang basiert auf einem gekoppelten Messsucher:

  • In der Mitte des Sucherbildes befindet sich ein kleiner, halbtransparenter Rahmen.
  • Hier erscheinen zwei leicht verschobene Bilder.
  • Wenn du den Fokus drehst, bewegen sich die beiden Bilder zueinander.
  • Sind sie deckungsgleich, ist der Fokus korrekt.

👉 Vorteil: Präzise, schnelle manuelle Fokussierung – besonders bei Tageslicht.
👉 Nachteil: Keine Fokusunterstützung bei schwierigen Lichtverhältnissen oder extrem offener Blende.

Mehr zum Messsucher ist im Artikel 👇 beschrieben

Leica M Messsucher [Rangefinder] erklärt

Richtig manuell fokussieren mit der Leica M [Schritt-für-Schritt]

Anleitung für Einsteiger

1. Kamera ans Auge

Setze dein Auge ans Okular. Der Sucher zeigt dir einen hellen, klaren Bildausschnitt – inklusive eingeblendeter Rahmen (je nach Brennweite).

2. Motiv in die Mitte bringen

Bringe den Punkt, den du scharf haben möchtest (z. B. das Auge bei einem Porträt), ins Messfeld in der Mitte.

3. Fokusring am Objektiv drehen

Beobachte im Sucher, wie sich die beiden Deckbilder im Messfeld bewegen. Drehe langsam, bis sie exakt übereinander liegen.

4. Fokus überprüfen

Bei sehr offener Blende (z. B. f/1.4) oder geringer Entfernung kann eine minimale Abweichung zu Unschärfe führen. Hier hilft Wiederholung und Übung.

5. Bild komponieren

Nach dem Fokussieren kannst du den Bildausschnitt anpassen – dabei kann es allerdings zu einem leichten Fokus-Shift kommen. Bei sehr geringer Schärfentiefe solltest du lieber erst komponieren, dann scharfstellen.

Tipp 👉 Nutze die Vorteile deiner Augen

Viele Leica-Fotograf:innen lernen, Distanzen intuitiv zu schätzen. Das funktioniert gut mit etwas Erfahrung und reduziert die Abhängigkeit vom exakten Deckbild.


Zonenfokussierung – die Kunst der Vorfokussierung

Die Zonenfokussierung (auch: Hyperfokale Methode) ist besonders in der Street-, Reportage- und Reise-Fotografie beliebt. Sie funktioniert ganz ohne Blick durch den Sucher oder zeitaufwendiges Fokussieren – denn du stellst im Voraus eine Schärfezone ein, innerhalb derer alles „ausreichend scharf“ ist.

Die Zonenfokussierung (auch „Zonenfokus“ genannt) ist keineswegs ein exklusives Merkmal der Leica M oder anderer Messsucherkameras. Es handelt sich vielmehr um eine technische Vorgehensweise, die auf allen Kameras funktioniert, die manuelle Fokussierung ermöglichen — ganz gleich ob es sich um eine analoge SLR o. DSLR, eine spiegellose Digitalkamera oder eine klassische Kompaktkamera mit manuellem Fokus handelt.

Warum wird es oft mit Leica M in Verbindung gebracht?

Der Grund, warum Zonenfokussierung oft mit der Leica M in Verbindung gebracht wird, liegt eher im Anwendungsstil als in einer technischen Besonderheit:

  • Leica M-Fotografen (insbesondere Street-Fotografen) setzen diese Methode häufig ein, da sie das schnelle und leise Fotografieren ohne Autofokus oder Sucherblick erlaubt.
  • Die gut ablesbaren Entfernungsskalen auf Leica-M-Objektiven machen die Methode besonders praktikabel.
  • Zudem war und ist diese Methode in der Reportage- und Strassenfotografie sehr beliebt — Bereiche, in denen Leica-Kameras traditionell stark vertreten sind.
  • Ich benutze die Zonenfokussierung mit meiner Nikon Z8 + L Adapter und manuellen Leica Objektiven ebenfalls wie mit meinen Leica M Modellen.

So geht’s

  1. Blende schliessen – z. B. auf f/8, f/11 oder f/16. Je kleiner die Blende, desto grösser die Schärfentiefe.
  2. Fokusentfernung einstellen – z. B. 2,5 oder 3 Meter.
  3. Auf dem Objektiv die Schärfentiefe ablesen – du findest zwei kleine Skalen auf dem Objektiv, die zeigen, von welcher bis zu welcher Entfernung das Bild scharf ist.
  4. Kamera heben, auslösen – ohne erneut zu fokussieren. Perfekt für spontane, schnelle Aufnahmen.

Beispiel

Bei Blende f/11 und Fokus auf 3 m ist dein Bild z. B. von ca. 2 m bis 5 m scharf – also ideal für Szenen mit Passanten, urbanen Szenerien oder schnellen Bewegungen.


Praktische Übungen zum Fokustraining

Je mehr du fokussierst, desto besser wirst du. Mit diesen Übungen kannst du dein Gefühl für Schärfe und Entfernung verbessern.

Übung 1: Fokus-Trefferquote steigern

  • Stelle ein Objekt (z. B. eine Flasche) in 2 m Entfernung auf.
  • Fokussiere es per Messsucher.
  • Kontrolliere dein Ergebnis mit Live-View (digitale M) oder einem Testfoto mit hoher Schärfentiefe.

Übung 2: Entfernung schätzen

  • Gehe auf die Strasse, schätze Entfernungen (z. B. 1,5 m, 2,5 m, 5 m).
  • Kontrolliere mit dem Fokusring, ob du richtig geschätzt hast.
  • Wiederhole, bis du sicher wirst – das ist enorm nützlich für Zonenfokussierung.

Technische Tipps & Tricks

Wichtige Hinweise für erfolgreiches Fokussieren:

  • Kalibrierung: Wenn dein Messsucher nicht exakt fokussiert, kann ein Justierservice bei Leica notwendig sein.
  • Objektiv wählen: Weitwinkel-Objektive (28 mm / 35 mm) verzeihen mehr Fehler, Teleobjektive (90 mm) erfordern höchste Präzision.
  • Live-View nutzen (digitale M): Bei schwierigen Lichtverhältnissen kann die Live-View-Unterstützung hilfreich sein.
  • Schärfentiefe nutzen: Je kleiner die Blende, desto grösser die Toleranz für Fokusabweichungen.

👉 warum es sich lohnt

Das manuelle Fokussieren mit einer Leica M mag anfangs eine Herausforderung sein – aber es bringt dich näher an den fotografischen Prozess. Du wirst mit der Zeit, aufmerksamer und gezielter. Und mit der Zonenfokussierung hast du eine Technik an der Hand, die dir im Alltag Schnelligkeit und Spontaneität ermöglicht – ohne den Autofokus zu vermissen.


👉 Schnellcheck & Merksätze

  • 📐 Deckbilder deckungsgleich = scharf
  • 🔘 Fokus zuerst, dann Bildaufbau
  • 🌆 Für Street: f/8 – Fokus auf 3 m – und einfach losziehen
  • 👁️ Mit dem Auge schätzen = Zeit sparen
  • 📸 Übung + Geduld

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